Leitwerk

Das Leitwerk der EVO-Variante hat eine geänderte Geometrie erhalten und ist um etwa 17% gewachsen. Das Profil an der Wurzel entspricht dem Original aus 2012 und wird auf der ersten Hälfte des Leitwerks auf eine modifizierte Variante davon gestrakt. Die deutliche Vergrößerung der Fläche begründet sich zum einen aus den Erfahrungen mit größeren Leitwerken am 2012er Modell und zum anderen am kleineren Öffnungswinkel von nun 97°. Die Änderung der Geometrie begründet sich einzig und allein in meinem persönlichen Geschmack: "Schaut bessa aus":

Eine Besonderheit der Leitwerksform ist, dass sie auf den ersten 26mm dieselbe Flächentiefe hat. Das heißt, Experimentierfreudige können aus einer Form unterschiedlich große Leitwerke bauen.

Bevor es an das CAD, CAM und dann in die Werkstatt geht, noch ein kurzer Vergleich der beiden Profile. Die folgenden Grafiken zeigen die Typ2-Polaren beider Profile an der Wurzel und "relativ weit außen". Wichtig sind weiters die Typ1-Polaren bei den Wenden. Hierfür habe ich die Re-Zahlen für F3f-Flüge von 65, 50 und 30 Sekunden und entsprechende negative Klappenausschläge zwischen -2° bis -9° gerechnet. Zuguter letzt sieht man noch eine Grafik bei Re 90.000, was wieder "relativ weit außen" beheimatet ist. Man sieht schön, dass das modifizierte Profil im relevanten Ca-Bereich (-0.1 bis -0.5) deutlich weniger Widerstand hat.

Das CAD habe ich wie gewohnt in Rhino gezeichnet. Auch wenn es für das CAM nicht notwendig ist, mache ich mittlerweile für viele meiner Projekte vollständige Zeichnung. Vollständig heißt, dass dabei auch Kleinigkeiten wie Passtifte, Dummies, Inlays,... gezeichnet werden. Das ganze ist im Grunde nur eine Fingerübung, bei der man aber immer wieder neue Dinge im CAD entdecken kann. Die Herangehensweise ist dabei identisch zu den Tragflächen, nur eben etwa die halbe Arbeit, weil die Profile am Leitwerk in der Regel symmetrisch sind. Das heißt, ich zeichne ein Teil und spiegle das im CAD oder CAM dann einfach entsprechend. Die Passstifte an der Endleiste sind parallel zur Scharnierlinie im Abstand von 45mm gesetzt und können so als Anschlag beim Anritzen des Scharniers genutzt werden.

Was das CAM angeht, so bin ich aktuell in einer "Lernphase". Mein altes Mastercam 7 ist langsam zu alt für die immer aufwendigeren CAD-Zeichnungen. Außerdem läuft es nur unter WinXP. Alternativ verwende ich für die meisten 2D-Sachen (Konturen, Taschen, Bohrungen) mittlerweile Estlcam. Für die 3D-Bearbeitung versuche ich mich in Fusion360, kämpfe aber noch mit der Mächtigkeit und den Eigenheiten dieser Software. Nach einigen Stunden am PC habe ich es aber dennoch geschafft, funktionsfähige Schrupp- und Schlichtprogramme in Fusion360 zu erstellen.

Bei den Leitwerken verwende ich einen 6mm 1-Zahn Schaftfräser zum Schruppen und für den Ausschnitt der Formen aus dem Rohmaterial. Geschlichtet wird mit einen 2mm 1-Zahn Schaftfräser, welchen ich in weiterer Folge auch für die Bohrungen der Passstifte, sowie die Nuten verwende. Der Formenrand wird von mir noch mit einem 8mm 3-Zahn Fasenfräser 60° gefast. Beim Material setze ich auf gegossenes Plexiglas in der Stärke 20mm. Das Rohmaterial wird dabei erst auf der Rückseite geplant, um so etwaige Spannungen aus dem Block zu bekommen und einen Verzug der Formen zu verhindern bzw. so gut wie möglich zu reduzieren.

In der Werkstatt schaut das Ganze dann etwa so aus:

Ich habe auch ein kleines Video vom Fräsen der Ausnehmungen für die Inlays an der Wurzelrippe aufgenommen:

Und hier ein kurzer Ausschnitt vom Schruppen:

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